Ausbildung zum Therapiebegleithund


Ich möchte Ihnen hier einen kurzen Einblick geben in unsere Therapiehundeteamausbildung (kurz: THTA), die wir im Jahr 2012 absolvierten. 

Seit Boris M. Levinson 1972 entdeckte, dass sein Hund eine Brücke zwischen ihm und einem Kind schlug, zu dem er alleine in seinen Therapiesitzungen keinen Zugang fand, gibt es viele Forschungsergebnisse, die die gesundheitsfördernde Wirkung von Tieren auf Menschen nachweisen.

Leider gibt es bislang keine einheitlichen, geschweigedenn staatlich festgelegten Standards für das Therapiehundewesen, rechtliche Grundlagen für die Ausbildung und den Einsatz von Therapiehunden fehlen außerdem. Gerade deshalb ist eine qualifizierte und fachlich gut durchdachte Ausbildung, die eine Anerkennung und Professionalisierung der hundgestützten Arbeit wahrscheinlicher machen, unentbehrlich. Hier sollten Sie sich gut informieren, wenn Sie Interesse an solch einer Ausbildung mit Ihrem Hund haben, denn es ist nicht so einfach eine gute und qualifizierte Hundeschule zu finden. Auch der Preis spielt hier eine große Rolle. Es ist abzuwägen, ob Sie auch die Leistung erhalten, für den Preis, den Sie zahlen.


Voraussetzung
Die THTA richtet sich an interessierte Mitarbeiter aus pädagogischen, sozialen, therapeutischen und pflegerischen Arbeitsfeldern, z. B.:
  • Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Erzieher
  • Lehrer aus Primär- und Sekundärbereich sowie Sonderschullehrer
  • Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden
  • Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater
  • Ärzte, Krankenpflegepersonal, Altenpflegepersonal
Als Grundschullehrerin hatte ich diese Voraussetzungen erfüllt. Hinzu kam ein Hund, der andere Menschen liebt und gerne mit mir zusammen arbeitet.


Inhalt
Wir mussten drei Prüfungen absolvieren, die relevant waren, die THTA zu bestehen:
  • Mündliche Prüfung: Abhalten eines Themenabends für Interessierte (Vorbereitung und Vortrag)
  • Theoretische Prüfung: Schriftliche Lernzielkontrolle "Therapiehundeteamarbeit", Sachkunde Hund
  • Praktische Prüfung (mehrere Teilprüfungen): Hundeführerschein (in Niedersachsen), Einsatz (Planung und Durchführung; z.B. zum Thema "Angst" oder "im Altenheim"), Gehorsam, Belastbarkeit (einzeln, mit mehreren Hunden etc.)
Ich möchte hier anmerken, dass es nicht ausreichte, die Vorbereitungswochenenden zu absolvieren. Hier habe ich viel theoretisches Wissen (Rassebedingte Eigenschaften, "Erste Hilfe" am Hund, Anatomie & Zoonosen, soziale Kommunikation Hund-Hund und Hund-Mensch, Stresssymptome und -faktoren, Therapiehundeteamwesen allgemein & geschichtlich, Kommunikationspsychologie, Gesprächsanfänge, theoretischer und praktischer Aufbau der Therapiehundeteameinsätze, verschiedene Krankheitsbilder/Behinderungsformen für hundegestützte Einsätze und der Umgang mit unterschiedlichen Menschen, rechtliche Grundlagen u.a.) vermittelt bekommen.

Die Praxis (Beziehungstraining zwischen Mensch und Hund, Unterordnung und Führung erarbeiten, Besuche in Altenheimen, "Erste Hilfe" am Hund) habe ich u.a. bei unserer Hundeschule vor Ort erlernt.


Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich eine Hundeschule suchen, die viel Praxis in der THTA vermittelt, denn so bekommen Sie und Ihr Hund die Sicherheit. Lassen Sie sich beraten und eine Eignungsprüfung mit Ihrem Hund durchführen.

Prüfungsrelevante Inalte: Praxis
Der Mensch:

  • Woran erkenne ich, dass mein Hund Stress hat?
  • Wie reagiere ich richtig, wenn mein Hund dieses Verhalten zeigt?
  • Wie verhalte ich mich, wenn mein Hund anders reagiert als normal?
  • Kommunikation Mensch - Mensch
  • Krankheitsbilder/Behinderungen beim Menschen
  • Wie reagiere ich auf bestimmte Krankheitsbilder? Wie schütze ich meinen Hund? Was lasse ich zu?

Der Hund:

1. Der Hund darf in keiner Situation aggressiv reagieren.
2. Der Hund darf sich bestimmten Situationen entziehen, muss aber durch den Menschen kontrollierbar bleiben.


  • Grundgehorsam in der Stadt/ in reizarmen Gebiet/ in reizvollem Gebiet außerhalb der Stadt
  • Leinenführigkeit bei Fremdperson
  • Leinenführigkeit am Rollstuhl oder bei Gehbehinderung
  • Umweltsicherheit und Freundlichkeit gegenüber fremden Menschen in verschiedenen Situationen
  • Sozialverträglichkeit mit anderen Hunden und Tieren
  • Vorsichtiges Nehmen von Futter
  • Unerwartete Berührung von Fremdpersonen
  • Abtasten von Fremdpersonen
  • Umweltsicherheit bei verschiedenen äußeren Faktoren
  • Aktive und passive Bedrohung durch einen Menschen

(Quelle u.a.: www.individuelle-faelle.de)

Kind mit Hund

Spaziergänge und gemeinsame Aktivitäten


Mia mit Murphy



"Ich bin oben! Was ist mit dir?"



"Ich auch "


Selbstbewusstsein stärken


Laura mit Murphy beim Leckerli geben



Berührungen zulassen und selbst berühren


Angst nehmen und Sicherheit geben
 
In den letzten Tagen hat uns Insa immer mal wieder besucht und ist mit uns spazieren gegangen. Insa ist 11 Jahre alt und hatte bei ihren vorherigen Besuchen bei uns große Angst und Respekt vor Mira und Murphy. Aus diesem Grund haben wir die beiden immer zuerst in ihre Boxen gebracht. Auch hier nahm Insa noch "Sicherheitsabstand". Wir schlugen ihr vor, mal mit uns spazieren zu gehen. Die Idee fand sie großartig und wir gingen nach diesem Prinzip vor:
Wenn Insa klingelt, kommen beide in ihre Boxen. Insa sucht sich einen Platz zum Sitzen und wir lassen erst Murphy, dann Mira aus ihren Boxen, so dass sie Insa begrüßen können. Da Murphy Kinder liebt, knutscht er oft einfach drauf los. Wir haben Insa gezeigt, wie sie sanft seinen Fang runterdrückt, so dass er nicht ihr Gesicht abschlabbert. Dann bekommen die beiden Halsband/Geschirr um, sie werden festgeleint und Insa bekommt Mira zum Gassi gehen in die Hand. Ganz bewusst wird sie mit dieser Situation konfrontiert, da es ihr zeigt, dass ich Vertrauen in sie habe (nicht jeder darf mit meinen Hunden spazieren gehen). Hier wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Sie bekommt Leckerli für Mira und lernt die für uns wichtigen Kommandos kennen (Sprache und Zeichen). Insa lernt schnell, Mira ist ab und zu etwas verwirrt, macht ihren Job aber sehr gut. Für Kind und Hund kommt es hier immer wieder zu Erfolgserlebnissen. Für Mira ist es der erste Einsatz dieser Art. Beim Spaziergang erzähle ich über die Körpersprache des Hundes und wie man ihn bzw. sie "lesen" kann.
Durch nur drei Spaziergänge wurde Insa komplett die Angst vor unseren Hunden genommen. Außerdem wurde ihr Selbstbewusstsein gestärkt, was auf den folgenden Bildern deutlich zu sehen ist. "Wenn Kinderaugen strahlen..." :-)



Einsatz
Unser Murphy kommt ausschließlich in der Altersgruppe ab 6 Jahren zum Einsatz. Er liebt es von den Kindern gefordert zu werden. Eine Sitzung dauert bis zu 90 Minuten, wobei er nicht die ganze Zeit im Einsatz ist, sondern z.T. "einfach nur dabei".

Murphy gibt Hilfe zur Erziehung durch den Abbau von:
  • Angst
  • Unausgeglichenheit
  • Einsamkeit und Langeweile
  • Sprachstörungen
  • Hyperaktivität (ADS und ADHS)
  • Aggressivität.
Außerdem gibt er Hilfe zur Erziehung durch Motivation:
  • Förderung aller Sinne und Stärkung der Wahrnehmung sowie der Kommunikationsfähigkeit
  • Förderung der Fein- und Grobmotorik
  • Entwicklung von sozialer und emotionaler Kompetenz
  • Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Fantasie
  • Stärkung des Durchhaltevermögens
  • Förderung von Verantwortungsbewusstsein
  • bewusstes Wahrnehmen von Körperveränderung bei Entspannung und Bewegung
  • Erfüllung von Bedürfnissen nach Nähe, Wärme und Zusammensein
  • Aufbau von Vertrauen und Eingehen von Beziehungen
  • Stärkung des Selbstwertgefühls
 
Da unser Murphy auch Deckrüde ist, sehen wir in diesen Zeiten von Einsätzen ab, um unseren Hund nicht zu überfordern.